Portrait of Franz Kafka as a young man. |
From "The Tales of Franz Kafka: English Translation With Original Text In German," available as e-book on Amazon Kindle, iPhone, iPad, or iPod touch, on NOOK Book, on Kobo, and as printed, traditional edition through Lulu.
The Merchant (or The Businessman)
It
is possible that some people are sorry for me, but I am not aware of it. My
small business fills me with worries that make my forehead and temples ache
inside, yet without offering any prospect of relief, for my shop is a small
one.
I
have to spend hours in advance to make things ready, refresh the memory of the
house servant, warn him for fear of mistakes, and figure out each season of the
year what the next season's fashions are to going be, and not the ones
prevailing among the people I know, but those appealing to inaccessible
peasants in the deep countryside.
My
money is in the hands of strangers; their circumstances I cannot discern; the
misfortune that might strike them I cannot foresee; how could I possibly avert
it! Perhaps, they became prodigal and give a banquet in some inn garden, and
others may be attending this banquet just a little while before their departure
to America.
When
in the evening of working days I lock up my shop and suddenly see before me
hours, in which I will not be able to do any work to meet the uninterrupted
necessities of my business, then the excitement that I drive far away in the
morning comes back like a returning flood, but cannot be contained within me,
and sweeps me away aimlessly with it.
And
yet I can make no use of this mood, I can only go home, for my face and hands
are dirty and sweaty, the clothes are stained and dusty, my working cap is on
my head, and my boots are scratched by the nails of crates. I go home as
carried by a wave, snapping the fingers of both hands, and I caress the hair of
the children coming my way.
But
the walk is short. Soon I'm at my house, open the door of the elevator, and
step in.
I
see that now and all of a sudden I'm alone. Others who have to climb the
staircase tire a little thereby, have to wait with quick breath till someone
opens the door of the apartment, which gives them a reason for irritability and
impatience, have to traverse the hallway where they hang their hats, and only
once they go down the aisle past a few glass doors and come into their own room
are they alone.
But
I'm immediately alone in the elevator, and gaze, propped on my knees, into the
narrow mirror. As the elevator starts to rise, I say: “Quiet now, step back,
will you, in the shadow of the trees you want to make for, or behind the
draperies of the window, or into the garden trellis?”
I
say it through my teeth, and the banisters flow down past the opaque glass
panes like water.
“But
enjoy the view of the window, when the processions come out of all three
streets, not giving way to each other, but advance through each other and,
between their last rank, let the open space emerge again. Wave your
handkerchiefs, be terrified, be moved, praise the beautiful lady who passes by.
Cross over the stream on the wooden bridge, nod to the children bathing, and
gape at the Hurrah rising from the thousand sailors on the distant battleship.
Just
follow the inconspicuous man, and when you have pushed him into a doorway and
have robbed him, then watch him, with your hands in the pockets, as he sadly
goes his way along the left-hand street. The scattered policemen on horseback
rein in their galloping horses and thrust you back.
Let
them! The empty streets will make them unhappy; I know it.
Already
they ride away, pray, in pairs, slowly around the street corners, darting
across the squares.”
Then
I have to get off, let the elevator go down again, ring the doorbell, and the
maid opens the door while I greet her.
From "The Tales of Franz Kafka: English Translation With Original Text In German," available as e-book on Amazon Kindle, iPhone, iPad, or iPod touch, on NOOK Book, on Kobo, and as printed, traditional edition through Lulu.
Der Kaufmann
Es
ist möglich, daß einige Leute Mitleid mit mir haben, aber ich spüre nichts
davon. Mein kleines Geschäft erfüllt mich mit Sorgen, die mich innen an Stirne
und Schläfen schmerzen, aber ohne mir Zufriedenheit in Aussicht zu stellen,
denn mein Geschäft ist klein.
Für
Stunden im voraus muß ich Bestimmungen treffen, das Gedächtnis des Hausdieners
wachhalten, vor befürchteten Fehlern warnen und in einer Jahreszeit die Moden
der folgenden berechnen, nicht wie sie unter Leuten meines Kreises herrschen
werden, sondern bei unzugänglichen Bevölkerungen auf dem Lande.
Mein
Geld haben fremde Leute; ihre Verhältnisse können mir nicht deutlich sein; das
Unglück, das sie treffen könnte, ahne ich nicht; wie könnte ich es abwehren!
Vielleicht sind sie verschwenderisch geworden und geben ein Fest in einem
Wirtshausgarten, und andere halten sich für ein Weilchen auf der Flucht nach
Amerika bei diesem Feste auf.
Wenn
nun am Abend eines Werktages das Geschäft gesperrt wird und ich plötzlich
Stunden vor mir sehe, in denen ich für die ununterbrochenen Bedürfnisse meines
Geschäftes nichts werde arbeiten können, dann wirft sich meine am Morgen weit
vorausgeschickte Aufregung in mich, wie eine zurückkehrende Flut, hält es aber
in mir nicht aus und ohne Ziel reißt sie mich mit.
Und
doch kann ich diese Laune gar nicht benützen und kann nur nach Hause gehn, denn
ich habe Gesicht und Hände schmutzig und verschwitzt, das Kleid fleckig und
staubig, die Geschäftsmütze auf dem Kopfe und von Kistennägeln zerkratzte
Stiefel. Ich gehe dann wie auf Wellen, klappere mit den Fingern beider Hände,
und mir entgegenkommenden Kindern fahre ich über das Haar.Aber der Weg ist
kurz. Gleich bin ich in meinem Hause, öffne die Lifttür und trete ein.
Ich
sehe, daß ich jetzt und plötzlich allein bin. Andere, die über Treppen steigen
müssen, ermüden dabei ein wenig, müssen mit eilig atmenden Lungen warten, bis
man die Tür der Wohnung öffnen kommt, haben dabei einen Grund für Ärger und
Ungeduld, kommen jetzt ins Vorzimmer, wo sie den Hut aufhängen, und erst bis
sie durch den Gang an einigen Glastüren vorbei in ihr eigenes Zimmer kommen,
sind sie allein.
Ich
aber bin gleich allein im Lift, und schaue, auf die Knie gestützt, in den
schmalen Spiegel. Als der Lift sich zu heben anfängt, sage ich: »Seid still,
tretet zurück, wollt ihr in den Schatten der Bäume, hinter die Draperien der
Fenster, in das Laubengewölbe?«
Ich
rede mit den Zähnen und die Treppengeländer gleiten an den Milchglasscheiben
hinunter wie stürzendes Wasser.
»Flieget
weg; euere Flügel, die ich niemals gesehen habe, mögen euch ins dörfliche Tal
tragen oder nach Paris, wenn es euch dorthin treibt.
Doch
genießet die Aussicht des Fensters, wenn die Prozessionen aus allen drei
Straßen kommen, einander nicht ausweichen, durcheinandergehn und zwischen ihren
letzten Reihen den freien Platz wieder entstehen lassen. Winket mit den
Tüchern, seid entsetzt, seid gerührt, lobet die schöne Dame, die vorüberfährt.
Geht
über den Bach auf der hölzernen Brücke, nickt den badenden Kindern zu und
staunet über das Hurra der tausend Matrosen auf dem fernen Panzerschiff.
Verfolget
nur den unscheinbaren Mann, und wenn ihr ihn in einen Torweg gestoßen habt,
beraubt ihn und seht ihm dann, jeder die Hände in den Taschen, nach, wie er
traurig seines Weges in die linke Gasse geht.
Die
verstreut auf ihren Pferden galoppierende Polizei bändigt die Tiere und drängt
euch zurück. Lasset sie, die leeren Gassen werden sie unglücklich machen, ich
weiß es. Schon reiten sie, ich bitte, paarweise weg, langsam um die
Straßenecken, fliegend über die Plätze.«
Dann
muß ich aussteigen, den Aufzug hinunterlassen, an der Türglocke läuten, und das
Mädchen öffnet die Tür, während ich grüße.